Laurynas Samenas will mit Swiss Central heute gegen Nyon den ersten Meisterschaftssieg holen. 


Laurynas Samenas bei seiner «anderen» Arbeit. Foto: Nadja Schärli, Luzerner Zeitung

Orange Arbeitskleidung, Schutzhelm, Handschuhe, feste Wanderschuhe, ebenso solider Händedruck. Nur etwas unterscheidet Laurynas Samenas von den anderen Arbeitern, die an diesem Donnerstagmorgen auf der Baustelle beim Bahnhof Horw im Einsatz sind: Statt Grüezi, sagt er «Good Morning». Und während die meisten seiner Kollegen nach Feierabend die Füsse hochlegen oder ihren Hobbys frönen, zieht sich der Litauer nach getaner Arbeit seine zweite Uniform über: T-Shirt, Shorts, Tights, Sportschuhe.

Samenas, der just heute seinen 31. Geburtstag feiert, verstärkt Swiss Central Basketball in dieser Saison auf der Flügelposition. Seit nunmehr 13 Jahren ist der Litauer als Profisportler aktiv. Den grossen Teil seiner Karriere absolvierte er in seiner basketballverrückten Heimat, zwischen 2013 und 2015 war er zudem in der deutschen Bundesliga beim TBB Trier aktiv. «Dort spielten wir fast jedes Heimspiel vor ausverkauftem Haus», schwärmt der Wurfspezialist. 5495 Zuschauer, jedes Wochenende Spiele gegen Top-Teams wie Bayern München, Alba Berlin oder Bamberg.

Obwohl Trier nur knapp fünf Autostunden von Luzern entfernt ist, liegen zwischen den Städten zwei Basketball-Welten. Statt 5000 kommen hier an guten Tagen 500 Fans in die Halle. Und statt einem Vollprofi-Leben, arbeitet Samenas in der Schweiz zu 50 Prozent in der Baubranche.

«Konnte schon immer mit Werkzeugen umgehen»

In Horw ist Samenas gerade daran, im Auftrag der Romatech-Swital AG aus Malters auf dem neuen Bahnperron eine Absturzsicherung zu installieren. Wer den Litauer beobachtet, merkt rasch: Hier ist ein Anpacker am Werk. Einer, der auch die körperliche Arbeit nicht scheut. «Ich bin dankbar für die Möglichkeit, hier zu sein. Ausserdem konnte ich schon immer gut mit Werkzeugen umgehen.» Dass SCB auf Samenas’ Dienste setzen kann, ist einem Sponsor zu verdanken, der sich bereiterklärte, dem Litauer eine Chance zu geben. Samenas’ Chef Harry Wicki freut sich: «Er sieht die Arbeit, ist lernwillig und engagiert.»

Der 1,90-Meter-Mann war früher selbst Spieler beim TV Reussbühl und engagiert sich heute als Sponsor und Vorstandsmitglied bei Swiss Central. Und nun eben auch: als Chef von Laurynas Samenas. An zweieinhalb Tagen pro Woche arbeitet Samenas jeweils auf einer Baustelle irgendwo in der Schweiz. An den übrigen Tagen kann er sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren.

Das Geheimnis eines erfolgreichen Schützen

Nebst den gemeinsamen Teamtrainings verbringt der Flügel viel Zeit in der Halle – und dort macht er dann vor allem eines: «Werfen, werfen, werfen.» Was für die meisten litauischen Spieler gilt, ist auch bei Laurynas Samenas nicht anders: Der Abschuss aus der Dreipunkte-Distanz gehört zu seinen grossen Stärken. Das Geheimnis eines erfolgreichen Schützen?

«Es braucht stetiges Training – und den Mut, auch wirklich zu werfen, wenn es drauf an kommt.»

Das versuche er auch seinen jungen Teamkollegen mitzugeben. «Manche unserer Jungs agieren noch etwas unsicher.» Samenas’ hingegen ist überzeugt: «Wer zögert, verliert.»

Am Samstag zieht sich Samenas wieder seine liebste Uniform über. Nicht die orange für die Baustelle, sondern das weisse Heim-Trikot von Swiss Central Basketball. Gegen Aufsteiger Nyon sollen unbedingt die ersten Meisterschaftspunkte her. «Das wäre mein schönstes Geburtstagsgeschenk», sagt Laurynas Samenas und lacht. Der Scharfschütze weiss genau: Ob es klappt oder nicht, hängt zu einem wesentlichen Teil von seiner Leistung ab.

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Hinweis: Dieser Beitrag erschien am 12. Oktober 2019 in der Luzerner Zeitung