Vom Quereinsteiger zum Basketball-Liebhaber: Noldi Huber (75) hat Swiss Central Basket mitbegründet und über zehn Jahre geprägt. Im grossen Abschiedsinterview blickt er zurück auf seine Amtszeit.

Noldi Huber, die letzte GV mit dir als SCB-Präsident steht bevor: Mit welchen Gefühlen blickst du der Veranstaltung vom 28. August entgegen?

Mit gemischten: Da ist erstens immer eine gewisse Spannung, wenn man sportlich und finanziell Rechenschaft ablegt zur vergangenen Saison. Zweitens aber auch eine Brise Wehmut, weil man weiss, dass mit der letzten GV auch eine intensive, aber schöne Zeit mit Menschen, die einem vertraut geworden sind, vorbei sein wird. Letztlich ist da aber auch die Erleichterung, eine Verantwortung abgeben zu können in der Überzeugung, dass neue und verbleibende Vorstandsmitglieder den Verein auf gute und starke Weise weiter entwickeln werden.

Warum hast du dich zum Rücktritt entschieden?

Ich bin 75 Jahre alt und glaube an die Jugend. Es ist höchste Zeit, dieser Jugend Platz zu machen.

Du hast das Projekt SCB vor zehn Jahren mitbegründet: Wie hat sich der Verein seither entwickelt?

Seit der Gründung spielte SCB in der NLB, seit 2015 bis 2020 sogar in der NLA. Dabei wurden wir stets von einer treuen und wachsenden Fangemeinde unterstützt. Langsam zeichnet sich bei den Basketballern der Region eine gewisse Identifikation mit SCB als Aushängeschild in der Zentralschweiz ab. Um mit dem erhofften Basketballboom in der Region den Rückstand auf die grossen Teamsportarten zu verkleinern, muss in den nächsten Jahren allerdings noch viel gearbeitet werden.

 

Du hattest vor SCB nichts mit Basketball am Hut: Was macht den Reiz dieser Sportart aus?

Basketball begeistert durch hohes Tempo, Spielwitz, eine filigrane, trickreiche Technik und raffinierte taktische Varianten. Ausgeglichene Spiele bieten Hochspannung bis am Schluss, weil selbst ein 20-Punkte-Vorsprung schnell verspielt sein kann.

Auf welche Höhepunkte deiner Amtszeit blickst du zurück?

Erster Höhepunkt war 2009 die Bereitschaft aller acht Zentralschweizer Basektballvereine, in einem gemeinsamen Leistungsstützpunkt zusammenzuarbeiten. Die sportlichen Höhepunkte sind überschaubar, und dennoch erstaunlich für einen so jungen Verein. So trat SCB 2015 mit dem Aufstieg in die NLA endgültig in den nationalen Fokus. 2016 und 2017 folgten die ersten Schweizer Meistertitel durch die U16- und U17- Junioren, zum Teil gegen «übermächtige» Seriensieger aus dem Welschen.

Gibt es einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Das Spiel aller Spiele ist und bleibt für mich 2014 der Cup-Viertelfinal unseres NLB-Teams gegen Fribourg. Mit 700 euphorisierten Zuschauern platzte die Wartegghalle aus allen Nähten, als SCB den Sieg mit dem letzten Wurf an den Ring vergab. Die welsche Presse deckte das eigene Team mit Häme, die unglücklichen Unterklassigen aus der Basketballprovinz mit Lob ein. In der Folge erreichten mich  Gratulationsschreiben von wildfremden Basketballfans aus der Westschweiz. SCB war mit diesem Spiel endgültig im welschen Basketball angekommen. Diesen Abend werde ich nie vergessen

Und abseits der Halle?

Nicht zuletzt bleiben mir neben den sportliche Ausrufezeichen auch jene (Migrations-) Biografien in guter Erinnerung, die dank dem Basketball und einigen Helfern im Verein schwierige Abschnitte in Schule, Beruf und Leben mit Bravour gemeistert haben.

Auch Rückschläge gehören zum Sport. Gehört der freiwillige Abstieg in die NLB dazu?

Auf den ersten Blick vielleicht ja, man könnte hadern. Unsere Zielsetzung 2019/20 hiess ja nicht Abstieg, auch nicht freiwillig. Diesmal kam zu den knappen Finanzen, dass ein über Jahre aufgebautes junges Team den Verein just zu dem Zeitpunkt verliess, wo es in der NLA hätte bestehen können. Auf den zweiten Blick darf SCB stolz sein auf seine Nachwuchsstrategie. Dank ihr formte SCB in den letzten Jahren starke Junioren, die den Sprung in die Nationalmannschaften, in welsche Spitzenteams oder ins Ausland schafften. So ergeht es allerdings auch andern Ausbildungsvereinen.

Woran liegt das?

Junge Menschen verändern sich nach ihrer Erstausbildung privat, beruflich und so halt auch sportlich. Diese Tatsache kann im Verein kaum gesteuert werden und wiegt in der Randsportart Basketball besonders schwer, weil der Nachwuchs überschaubar ist. So gesehen ist unser Abstieg keine Niederlage, sondern ein Entscheid der Vernunft und Grundlage für neue Stärke.

«Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.» – Dieser Satz war von dir öfters zu hören. Die Mittelbeschaffung blieb in all den Jahren eine grosse Herausforderung. Was macht zum Beispiel der HC Kriens-Luzern in diesem Bereich besser als SCB?

Was die Handballer besser machen als wir, kann ich nicht beurteilen. Als professionell geführter Spitzenverein mit internationalen Ambitionen sind die finanziellen Möglichkeiten des HCK aber nicht zu vergleichen mit jenen von SCB. Handball gehört zu den populärsten Teamsportarten, erreicht entsprechend mehr Menschen und so auch stärkere Sponsoren.

Diese fehlen SCB nach wie vor.

10 Jahre SCB  sind zu kurz, um in der «Basketballdiaspora» der Deutschschweiz zu den grossen Sportarten aufzuschliessen. Aber vielleicht begegnen wir ja dereinst der gut situierten Persönlichkeit aus der Region mit dem grossen Basketballherzen, die das finanzielle Strukturproblem von SCB lösen könnte.

Der Bereich «Prävention, Integration, Soziales» lag ihnen dir am Herzen. Warum?  

Teamsportarten sind für junge Menschen nicht nur Hobby, Spass und Gesundheitsprophylaxe, sondern eine einmalige soziale Vorbereitung auf spätere Lebensgemeinschaften. Basketball ist prädestiniert, Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichster sozialer und ethnischer Heimat in ihrer Pubertät zu stabilisieren. Hier versucht SCB einen sozialen Beitrag zu leisten. Bestätigung für diese Arbeit sind Lebensläufe und Feedbacks ehemaliger Spieler sowie der Gewinn des Zentralschweizer «Sanitaspreis» und des Präventionspreises des Kantons Luzern.

Was wirst du an deiner Arbeit als Präsident vermissen?

Den Austausch und Kontakt mit interessanten Menschen aus ganz verschiedenen Lebens- und Berufsbereichen, vor allem aber den direkten Kontakt mit jungen Menschen.

Und was nicht?  

Überstunden und Termindruck.

Was machen Sie mit Ihrer neu gewonnenen Freizeit?

Wandern, solang mich die Beine tragen, Langlaufen, solang es noch Schnee gibt sowie lesen und kochen, solang dies meine Frau erträgt.

Was wünschst du SCB für die kommenden Jahre?

Erstens eine starke Zusammenarbeit mit den Stammvereinen, auf dass es auch künftig gelingt, Breite und Spitze im Zentralschweizer Basketball zu stärken und gemeinsam mit den Deutschschweizer Leistungszentren die Kluft zu den Welschen und Tessinern  zu verkleinern.  Und zweitens möge es endlich gelingen, auch die Basketballerinnen der Zentralschweiz ins Konzept von Swiss Central einzubinden.

Im Herbst wird die neu formierte NLB-Equipe ihr erstes Heimspiel in der neuen Halle Staffeln
absolvieren.
Mit Noldi Huber auf den Rängen?

Es ist ernsthaft damit zu rechnen. Ich freue mich.

 

Hinweis: Dieses Interview erschien am 18. August 2020 in der Luzerner Zeitung. Für die Publikation auf der SCB-Website wurde die «Sie»- in die «Du»-Form geändert. Beitragsbild: Boris Bürgisser, Luzerner Zeitung.