Swiss Central Basket empfängt am Samstag das Spitzenteam aus Massagno und will die makellose Heimbilanz wahren.

Nein, zufrieden waren sie nicht am vergangenen Wochenende. «Wir sind nicht mit der richtigen Energie auf den Platz gegangen», moniert Trainer Orlando Bär im Rückblick auf die 65:84-Niederlage von Swiss Central in Neuenburg. Am bisher kecken Gesamteindruck des Aufsteigers aus Luzern ändert dies allerdings nichts, nach sieben Spieltagen steht die Mannschaft auf dem guten fünften Platz. Das ist auch das Verdienst des US-Amerikaners Michael Phillips. Keiner ergattert sich im Team so viele Rebounds wie er, zudem ist er mit 15,4 Punkten pro Spiel hinter Landsmann Antwoine Anderson der zweitbeste Skorer von Swiss Central.

Während Anderson als Spielmacher fungiert, sorgt Phillips als Center und Power-Forward unter dem Korb für die Musik. Mit 2,02 Metern zählt er auf dieser Position zwar nicht zu den Grössten der Liga, doch dies macht er mit Schnelligkeit, Wurfqualität und Erfahrung wett. 31 Jahre alt wird Phillips bald sein, ein Routinier also und trotzdem noch formbar, wie Trainer Bär anmerkt: «Er braucht etwas Zeit, bis er aufblüht, und das meine ich nicht negativ. Er ist keiner, der kommt und sagt: Hier bin ich und nun läuft es so, wie ich es gerne hätte.»

Der Zweimänner-Haushalt funktioniert

Gemeinsam mit Anderson wohnt Phillips in Luzern. «Ich bin glücklich hier», sagt er und bestätigt mit einem Schmunzeln, dass der amerikanische Zweimänner-Haushalt funktioniert: «Wir sind beides sehr saubere Typen und kochen abwechselnd einfache Pasta-Gerichte.» Auch neben der Sporthalle bekam er schon einiges mit, der Ausflug in den Gütschwald zum Beispiel machte Eindruck.

Seine Wurzeln liegen im Bundesstaat Virginia, während der Highschool-Zeit spielte er im Jugendteam von DC Assault und traf dort auf die späteren NBA-Spieler Rodney McGruder (Miami Heat, Detroit Pistons) und Quinn Cook (Golden State Warriors, LA Lakers). Phillips selbst blieb ein Engagement in Nordamerikas Topliga verwehrt, dafür machte er in Übersee von Beginn weg von sich reden. Nach dem College-Abschluss wechselte er nämlich nach Europa und avancierte in Spanien gleich in seiner ersten Auslandsaison zum MVP der Liga. Es folgten weitere Profijahre in Chile, Australien und Island, ehe der US-Amerikaner in diesem Sommer zu Swiss Central Basket stiess. «Ich sehe meine Karriere als Abenteuer», sagt Phillips, der es geniesst, verschiedene Länder kennenzulernen und in deren Topligen zu spielen. «Ich bin ein ganz besonderer Spieler mit vielen Skills, ich kann den Teams helfen», sagt er mit gesundem Selbstvertrauen. Ein Job in der NBA bleibt weiterhin sein Traum, zuweilen fragt er seinen Agenten, ob es Gelegenheiten gebe. Bis auf einen erfolglosen Versuch im Farmteam der Los Angeles Lakers hat sich in dieser Hinsicht bisher aber nichts ergeben.

Das kann Phillips noch besser machen

Und so zeigt Phillips seine Klasse nun bei Swiss Central, das sich am Samstag zum vierten Mal dem eigenen Publikum präsentiert. Gegner ist Massagno, die Nummer zwei in der Tabelle und damit sicherlich der Favorit. Luzern trumpft bisher aber vor allem zu Hause gross auf, schlug der Reihe nach Monthey-Chablais, Boncourt und Starwings. Selbstredend, dass es seine weisse Heimweste bewahren will. «Dafür muss alles stimmen, Massagno ist ein absolutes Topteam», sagt Trainer Bär. «Vor allem in der Abwehr müssen wir besser spielen als zuletzt.»

Eine wichtige Rolle kommt hierbei Michael Phillips zu. Wie das ganze Team kann er seine Defensivleistung steigern. «Mike darf in der Abwehr nicht zu passiv werden», erklärt Bär. Im Angriff seien derweil seine 1:1-Situationen unter dem Korb noch verbesserungsfähig, «man merkt, dass es ihm etwas weiter weg vom Korb wohler ist.» Mit seinem athletischen und flinken Spiel ist Phillips aber schon jetzt ein Gewinn für Swiss Central, das sich die Playoffs der besten Acht zum Ziel gesetzt hat.

Dieser Beitrag erschien am 18. November in der Luzerner Zeitung