Vom 60:39 zum 85:87: Swiss Central bricht in der zweiten Halbezeit gegen den BC Boncourt komplett ein.
Daniel Schriber
Bilder Maria Antich
Basketball ist eine attraktive und schnelle Sportart, bei der es im hohen Tempo rauf und runter geht. Das liegt nicht zuletzt an den Regeln, die besagen, dass jeder Angriffsversuch maximal 24 Sekunden dauern darf. Genau das ist auch mit der Grund, weshalb in dieser Sportart ein vermeintlich komfortabler Vorsprung schmelzen kann wie die Schweizer Gletscher im Sommer. Diese Lektion bekamen die Spieler von Swiss Central gestern Abend auf schmerzhafte Weise zu spüren. Mitte des dritten Viertels, nach total 24 gespielten Minuten, führte das Heimteam gegen Boncourt mit 21 Punkten (60:39). Zu diesem Zeitpunkt zweifelten wohl die wenigsten in der Halle daran, dass Swiss Central das Spiel gegen den Tabellensiebten gewinnen und sich den fünften Sieg in Serie holen würde.
Letzte Chance vergeben
Der heissblütige Boncourt-Coach Vladimir Ruzicic und seine zehn Spieler hatten jedoch einen anderen Plan: In den darauffolgenden 15 Spielminuten lancierten die Jurassier eine Aufholjagd, die es in sich hatte. Nach 30 Minuten betrug die SCB-Führung noch elf Punkte (66:55), fünf Minuten später waren es noch fünf (77:72) – und dreieinhalb Minuten vor Schluss brachte Boncourt-Topscorer Brent Jackson mit einem Korbleger die Gäste erstmals in Führung (80:81). In den Schlussminuten war die Partie dann an Dramatik kaum zu überbieten. Sieben Sekunden vor Schluss brachte der ehemalige Central-Playmaker und heutige Boncourt-Spieler Derek Jackson sein Team mit 87:85 in Führung. Angefeuert von den stehenden Fans, startete SCB zu einem allerletzten Angriff. Doch statt mit einem Korbwurf, endete der Versucht mit einem Ballverlust von Joël Fuchs und Antwoine Anderson.
Wurde der Gegner unterschätzt?
«Bitter.» Dieses Wort war in der Staffelnhalle am späten Mittwochabend mehr als nur einmal zu hören. Auch Stan Leemans verwendete es – und er fügte noch ein «extrem» davor. Der SCB-Center zeigte gegen Boncourt mit 22 Punkten, 13 Rebounds und 3 Assists eine tolle Leistung – darüber freuen mochte sich der belgisch-schweizerische Doppelbürger jedoch nicht. «Bis ins dritte Viertel hatten wir das Spiel in unseren Händen, doch danach lief nichts mehr nach Plan.» Die Gründe für die Niederlage witterte Leemans primär in der Defensive. «Wir haben weder schlau noch aggressiv genug verteidigt. Und ja: Vielleicht nahm der eine oder andere das Spiel nach der 20-Punkte-Führung zu locker.» Wurde der Gegner also unterschätzt? SCB-Trainer Orlando Bär glaubt das nicht. «Aber Fakt ist, dass wir Boncourt heiss laufen liessen. Und wenn das geschieht, sind die Jurassier in der Lage, jedes Team in dieser Liga aus der Halle zu fegen.»
Trotz der enttäuschenden Niederlage, versuchte Bär nach Spielschluss ruhig und gelassen zu bleiben. Panik sei fehl am Platz, sagte der SCB-Coach. Und damit hat er natürlich Recht: Dank zuletzt vier Siegen in Folge steht Swiss Central noch immer auf dem starken fünften Rang. Bereits am kommenden Wochenende haben die Zentralschweizer zudem die Chance auf Wiedergutmachung. Am Sonntag um 16 Uhr trifft Swiss Central auf den BBC Nyon. «Dort wollen beweisen, dass wir es besser können», verspricht Stan Leemans.
NLA, 21. Runde, Mittwoch, Staffeln. Zuschauer: 350
Swiss Central – BC Boncourt 87:85 (40:31)
SCB: Philipps 10, Schubiger, Ganic, Birboutsakis, Anderson 15, Rauch 4, Jusovic 2, Plüss, Fuchs 9, Obim 9, Leemans 22, Lehmann 14 – Coach: Bär / Valis.