Swiss Central bleibt bei der 57:102-Auftaktniederlage gegen Vevey chancenlos.

Daniel Schriber
Bilder Maria Antich

Alles war angerichtet für ein kleines Basketballfest in Reussbühl. Gut 600 Fans strömten trotz sonnigem Herbstwetter in die Staffelnhalle, um beim Saisonstart von Swiss Central dabei zu sein. Darunter auch ein Zuschauer, der zum ersten Mal überhaupt als Fan auf der Tribüne sass. «Mega komisch», umschrieb der langjährige SCB-Captain Michael Plüss seinen Gefühlszustand. Kein Wunder: Plüss spielte 13 Saisons in Folge für SCB. Er absolvierte fast 370 Spiele und erzielte insgesamt 1939 Punkte für den Verein. In der Halbzeit wurde der Walchwiler von SCB-Präsident Thomas Müller und Sportchef Zoran Popovic für seinen langjährigen Einsatz geehrt. Mit Plüss geht auch seine Nummer, die 22, in Ruhestand. Der Verein will sein Trikot unters Hallendach ziehen und nie mehr einem anderen Spieler vergeben. Der langjährige Captain ist der erste Spieler, dem diese Ehre zuteil wird.

Topbesetzter Aufsteiger 

Nun, wer weiss: Vielleicht war Michael Plüss gestern ganz froh, dass er nicht mehr mitspielen musste. Zwar hätte er mit seinem bekannten Einsatz und Kampfgeist seiner Mannschaft sicherlich geholfen, am Spielausgang hätte aber auch er nichts ausrichten können. Swiss Central wurde von Aufsteiger Vevey nach Strich und Faden vorgeführt. Mit Ausnahme der ersten zehn Minuten (11:12) spielten die beiden Mannschaften in einer anderen Liga. Zur Verteidigung von Swiss Central muss erwähnt werden, dass die Waadtländer über ganz andere personelle Mittel verfügten als das Heimteam. Vevey kann auf die Dienste von vier amerikanischen Profispielern zählen – sie alle machten ihren Job gut bis sehr gut. Mit Eliot Kübler und dem erfahrenen Captain Jonathan Dubas verfügt Vevey darüber hinaus über zwei Nationalspieler. Mit diesem Kader will und kann der Aufsteiger zweifellos um die vorderen Ränge mitspielen. SCB auf der anderen Seite verfügte gestern nur über einen Profi. Mit 21 Punkten avancierte der Amerikaner Trevon Lamar zum Topscorer seines Teams. Der zweite Amerikaner, Julien Roche, fehlte verletzt. Auch mit ihm hätte es nicht gereicht.

«Es fehlte an allen Ecken und Enden»

 Mit 57:102 fiel die Niederlage nicht nur hoch, sondern geradezu brutal aus. Das Schlussviertel entschieden die Gäste gar mit 21:3 zu ihren Gunsten. Entsprechend tief hingen die Köpfe bei Swiss Central nach Spielende. «Wir haben uns sicher etwas anderes vorgenommen», sagte Stan Leemans nach dem Spiel. Der 30-Jährige übernimmt diese Saison die Captainrolle vom verabschiedeten Michael Plüss. «Wenn du 102 Punkte kassierst, kannst du kein Spiel gewinnen», so Leemans. An «allen Ecken und Enden» habe es gefehlt. «Ganz besonders in der Verteidigung, aber auch an der Intensität.» Das bemerkte auch Trainer Orlando Bär. «Der Gegner agierte physischer, war ganz einfach präsenter.» Bär hat nun zwei Wochen Zeit, um sein Team wieder aus dem Loch zu holen und auf das nächste Spiel vorzubereiten. Er weiss: «Es wartet noch sehr viel Arbeit auf uns.» In der Tat. Auf die «Mitarbeit» von Michael Plüss wird SCB dabei nicht mehr zählen können.

SBL, 1. Runde, Sonntag, Staffeln. Zuschauer: 600

Swiss Central – Vevey Riviera Basket 57:102 (36:52)

SCB: Leemans 11, Lamar 21, Birboutsakis, Kostic, Mitrovic, Karacsony, Schommer 17, Jusovic 2, Domingos, Fuchs, Obim 5, Schärer 1. – abwesend: Roche (verletzt). – Coach: Bär / Krivokapic.