Nach der deutlichen Startniederlage gegen Vevey will Swiss Central am Sonntag eine starke Reaktion zeigen. Auch Trevion Lamar hat sich für sein zweites Profispiel viel vorgenommen.

Trevion Lamar hat sich für das kommende Heimspiel grosse Ziele gesetzt. Foto: Maria Antich.

Als die Spieler von Swiss Central Basketball nach dem Start in die Saison in der Kabine sitzen, verzichtet ihr Trainer Orlando Bär auf einen minutenlangen Monolog. Das 57:102 gegen Aufsteiger Vevey schmerzt genug, also sagt er nur: «Ich weiss, ihr seid alle enttäuscht und hässig wie ich. Wichtig ist, dass wir die Lehren ziehen und es beim nächsten Mal besser machen.» Dieses nächste Mal findet am Sonntag um 16 Uhr statt, erneut in der heimischen Staffeln-Halle. Und wenn Nyon zu Gast ist, werden die Augen speziell auf einen gerichtet sein, der im Sommer als Verstärkung verpflichtet worden ist: Trevion Lamar, 23-jähriger Amerikaner aus Savannah im US-Bundesstaat Georgia. Erstmals steht er in Europa unter Vertrag, erstmals ist er Profi. Er sagt: «Ich setze alles daran, den Sport möglichst lange als Beruf haben zu dürfen.» Und: «Ich hoffe, dass ich mit guten Leistungen in der Schweiz auf mich aufmerksam machen kann.» In seiner Jugend spielt er American Football, aber Basketball ist das, was ihn noch mehr reizt. Das Talent dafür bringt er mit, die Leidenschaft ebenso, und er eifert einem grossen Vorbild nach: LeBron James. Keiner fasziniert ihn mehr als der Superstar der NBA.

Er war einer von mehreren Kandidaten

Lamars Bühne wird eine andere, er etabliert sich im College-Basketball. In der vergangenen Saison lässt er sich für das Team des Catawba College durchschnittlich 14,9 Punkte pro Partie notieren. Sein Agent sucht für ihn eine neue Herausforderung und findet sie in der Zentralschweiz. Lamar ist einer von mehreren Kandidaten, die Swiss Central präsentiert werden. Trainer Bär und Sportchef Zoran Popovic setzen sich intensiv mit ihm auseinander, schauen mehrere Spiele auf Video an, holen zusätzliche Informationen ein und sind danach überzeugt: Das ist einer für uns. Lamar findet sich in der neuen Umgebung schnell zurecht. Ihm gefällt Luzern, er schätzt es, dass es kaum Kommunikationsprobleme gibt. «Fast alle reden Englisch, das erleichterte mir vieles», sagt der Mann, der im Klub besonders die familiäre Atmosphäre schätzt. Mühsam ist für ihn zuweilen einzig die Zeitdifferenz von sechs Stunden: «Ich kann am Abend nicht einfach mit meiner Familie und Freunden telefonieren, weil viele von ihnen dann arbeiten.» Bei SCB ist er – neben dem Kanadier Julian Roche – der einzige Spieler, der sich mit dem Sport den Lebensunterhalt verdient. Erhöht das nicht automatisch den Druck? «Ich habe den Anspruch, hohen Erwartungen gerecht zu werden», sagt er, «ich spüre aber keinen besonderen Druck. Das hat nicht zuletzt mit dem Team zu tun: Die Unterstützung ist jederzeit da.»

Lamar ist zwar weit weg von daheim, aber seine Leistungen bei SCB können gleichwohl verfolgt werden – die Partien werden auf Youtube übertragen. Am Sonntag will sich der Flügel mit seinen Kollegen anders präsentieren als gegen Vevey. «Wir arbeiten daran, dass sich eine solche Niederlage nicht wiederholt.» Bär ist überzeugt, dass sich Lamar zu einer wertvollen Stütze für SCB entwickeln wird. «Er ist in der Lage, aus dem Nichts etwas Überraschendes zu machen», sagt er, «seine Dynamik und seine Wurfsicherheit werden uns weiterbringen.» In den Übungseinheiten der vergangenen zwei Wochen hat ihm nicht nur Lamar ein gutes Gefühl gegeben, sondern die ganze Mannschaft. «Wir haben gegen Vevey für einige Verwirrung gesorgt», gibt Bär zu und erzählt von Nachrichten, die ihn danach erreichten: «Es gab verschiedene Reaktionen von enttäuschten Leuten.» Dafür hat er Verständnis. Aber das ändert nichts an seiner Überzeugung: «Wenn wir geduldig bleiben und beharrlich arbeiten, kann es für uns eine sehr gute Saison werden.»

Hinweis: Dieser Beitrag erschien am 14. Oktober in der Luzerner Zeitung.