Nach 14 Jahren in der NBA gab Thabo Sefolosha Ende Januar sein Comeback in der Schweiz. Am Samstag ist er als Gast beim Heimspiel von Swiss Central gegen Nyon (17.30 Uhr, Staffeln) dabei.
Text: Daniel Schriber
Thabo Sefolosha, du bist am Samstag zu Gast beim Heimspiel des Swiss Central Basketball in Luzern. Wie kam es zu diesem Besuch?
SCB-Sportchef Zoran Popovic hat mich im vergangenen Sommer im Rahmen eines nationalen Auswahlturniers angesprochen und an ein Spiel in Luzern eingeladen. Weil ich mittlerweile ja selber wieder spiele, dauerte es eine Weile, bis wir einen passenden Termin gefunden habe. Nun freue ich mich auf den Event am Samstag.
Hast du auch die Entwicklung von Swiss Central in den vergangenen Jahren verfolgt?
Am Rande. Grundsätzlich finde ich es sehr wertvoll, dass es in der Zentralschweiz ein solches Projekt gibt. Eure Region ist wichtig für den Schweizer Basketball. Um die Popularität des Basketballs in Zukunft zu fördern, ist es wichtig, dass der Sport in allen Landesteilen vertreten ist. Zoran Popovic und alle anderen Involvierten leisten diesbezüglich hervorragende Arbeit.
Ende Januar hast du überraschend Ihre Rückkehr in die Schweizer Liga verkündet. Was hat dich zu diesem Schritt motiviert?
Für mich war die Rückkehr weniger überraschend als für Aussenstehende. Nach insgesamt 14 Jahren in der NBA wollte ich mich zunächst auf meine Familie konzentrieren. In den vergangenen Monaten wuchs jedoch die Lust, meinem Heimatclub Vevey zu helfen. Als ich dann im Rahmen des Ligacup-Halbfinals erstmals wieder in der Halle stand, war das ein tolles Gefühl. Ich wurde sehr warm und willkommen geheissen und freue mich, dass ich heute quasi vor meiner Haustür Basketball spielen kann.
Hast du auch Rückmeldungen von ehemaligen Kollegen aus der NBA erhalten?
Ein paar Textnachrichten und Gratulationen gab es schon, aber ist es nicht so, dass die Meldung in Amerika für grosse Schlagzeilen gesorgt hätte (lacht).
Du hast die letzten Spiele wegen einer Verletzung verpasst. Wie geht es dir zurzeit?
Ich komme langsam wieder in Schwung. Es ist keine grosse Verletzung, dafür mehrere kleine Blessuren. Die Oberschenkelrückseite und der Rücken machen wir etwas zu schaffen.
Hast du die physische Belastung nach der langen Pause unterschätzt?
Ich habe mich in den vergangenen zwei Jahren fit gehalten und individuell trainiert. Ich dachte, ich wäre bereit. Aber die hohe Intensität mit täglichen Trainings und regelmässigen Spielen ist trotzdem nochmals etwas anderes. Früher war ich nach einem Spiel am nächsten Tag wieder bereit; heute mit bald 39 dauert es etwas länger.
Du hast deine Laufbahn bei Vevey-Riviera 2001 lanciert. Wie hat sich der Schweizer Basketball in den vergangenen 20 Jahren entwickelt?
Die Qualität ist sicher gestiegen. Und wenn ich mir die vielen jungen Spielerinnen und Spieler anschaue, sehe ich grosses Potenzial. Das Talent ist zweifellos da – es braucht aber auch die richtigen Rahmenbedingungen, damit sich dieses entwickeln kann.
Was meinst du damit?
Es braucht noch professionellere Strukturen, mehr gut ausgebildete Coaches, mehr Mittel. Wenn ich mir das Wachstum des Basketballsports in der ganzen Welt anschaue, sehe ich ein riesiges Potenzial. Leider wurde dieses Potenzial in der Schweiz bisher noch nicht richtig genutzt. Für mich ist klar: Die Förderung der Jugend ist das wichtigste Puzzleteil zur Entwicklung des Schweizer Basketballs. Und genau dafür werde ich mich in Zukunft engagieren.
Mit deinem Comeback hast du einen kleinen Hype ausgelöst. War das mit ein Grund für deine Rückkehr?
Ich hoffte natürlich, das mein Entscheid etwas auslösen würde. Meine Rückkehr auf das Parket ist aber nur eine kurzfristige Massnahme. Ich möchte und werde meine Energie auch langfristig dafür einsetzen, dass sich unser Sport weiterentwickeln kann. Dafür braucht es zum Beispiel Partner und Sponsoren, die bereit sind, in den Basketballsport zu investieren – aber auch Medien, die über unseren Sport berichten. Wenn ich einen Teil dazu beitragen kann, mache ich das – ich werde deshalb auch in Zukunft involviert bleiben.
Vevey spielt eine starke Saison und liegt derzeit auf Platz 3. Was willst du mit dem Verein erreichen?
Wir haben eine gute Mannschaft mit vielen talentierten Spielern. Unser Ziel ist natürlich, beim Rennen um die Meisterschaft mitreden zu können. Ich hoffe, dass ich bis zum Beginn der Playoffs wieder zu hundert Prozent fit bin.
Lass uns noch kurz über Ihre Zeit in Nordamerika sprechen: Was war dein persönliches Highlight deiner 14-jährigen NBA-Karriere?
Der Höhepunkt war zweifellos die Finalserie, die ich 2012 mit den Oklahoma City Thunder absolvieren durfte. Wir spielten gegen die Miami Heat, und ich bekam es als Verteidiger regelmässig mit Starspieler LeBron James (heute L.A. Lakers) zu tun. Obwohl die Serie letztlich 4:1 zugunsten der Heat ausging, war das eine unglaubliche Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Darüber hinaus bin ich einfach dankbar und stolz, dass ich mich 14 Jahre lang in der besten Liga der Welt halten konnte.
Hinweis: Thabo Sefolosha ist am Samstag beim Heimspiel von Swiss Central gegen Nyon als Gast dabei. Nebst einem «Platzinterview» wird sich der ehemalige NBA-Star auch Zeit für Selfies und Autogramme nehmen.
Der erste Schweizer in der NBA
Thabo Sefolosha hat seine Profi-Laufbahn in der in der Saison 2001/02 in Vevey lanciert. Nach einigen Jahren in Frankreich und Italien, schaffte der Waadtländer 2006 mit 22 Jahren als erster Schweizer den Sprung in die NBA. Sefolosha spielte für die Chicago Bulls, die Oklahoma City Thunder, die Atlanta Hawks, die Utah Jazz und zuletzt für die Houston Rockets. In seinen 14 Jahren in der NBA machte sich der 2.04 Meter grosse Flügelspieler einen Namen als Defensivspezialist. 2012 erreichte er mit Oklahoma City das NBA-Final, 2010 wurde er als einer der zehn besten Verteidiger der NBA gewählt. Vor rund 2 Jahren hatte er seinen Abschied erklärt und bis zu seinem Comeback Ende Januar kein Profispiel mehr bestritten. Seit Kurzem hat Sefolosha eine Beraterfunktion für das Schweizer Männernationalteam inne.
Wichtige Info zur Anreise
Wir empfehlen Ihnen für die Anreise die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Die Turnhalle des Schulhauses Staffeln befindet sich in einem Quartier, das keine öffentlichen Parkplätze hat. Die Nachbarn werden Ihnen dankbar sein, wenn Sie im Quartier keinen Parkplatzsuchverkehr verursachen. Weitere Infos zur Anreise mit dem öV gibt es HIER.
SBL, 25. Runde, Mittwoch, 21. März
Lions de Genève – Swiss Central 97 :76 (49 :39)
SCB: Lamar 16, Mitrovic, Karacsony, Schommer 3, Jusovic, Domingos, Obim 6, Leemans 17, Lehmann 20, Schärer 3, Roche 11. – Coach: Krivokapic / Tomic. – Bemerkung: SCB ohne Joel Fuchs (verletzt)