Der ehemalige SCB-Junior Dario Cokara (15) holt mit der U16-Nationalmannschaft Bronze an der B-Europameisterschaft – es ist ein sporthistorisches Ergebnis.

Bericht: Daniel Schriber
Fotos: FIBA

Schauplatz Skopje, Mazedonien, am vergangenen Samstagabend. Es läuft das «kleine Finale» der U16-Europameisterschaft der Division B, die Schweiz spielt gegen Belgien. Nachdem die Schweiz über weite Strecken führte, liegt die «Nati» 1:08 Minuten vor Schluss mit 73:75 knapp zurück. Dario Cokara kennt den Spielstand – und er weiss genau, das die Zeit gegen sein Team läuft. Doch obwohl er erstmals an einem internationalen Turnier dabei ist, macht ihn das nicht nervös. Cokara hat sich auf der Dreipunktelinie in der linken Ecke des Spielfelds positioniert, als er den Ball zugespielt bekommt. Während sein Gegenspieler mit gestreckten Armen auf ihn zuläuft, hebt der Seetaler ab und verwandelt den «Dreier» zum 76:75 souverän im Netz. «Swish», heisst es im Basketball, wenn der Ball so geschmeidig in den Korb fällt, das er weder Ring noch Brett berührt.

Aufstieg in die Spitzengruppe

Nach einem erfolglosen Angriffsversuch der Belgier ist es wieder Cokara, der den Ball in den Händen hält. Statt erneut den Wurf aus der Distanz zu suchen, zieht der Spielmacher dieses Mal mit einem explosiven ersten Schritt rechts an seinem Gegner vorbei. Auf dem Weg zum Korb kann er nur noch mit einem groben Foul gestoppt werden. Auch bei den anschliessenden Freiwürfen zeigt der ehemalige Junior von Swiss Central Basketball (U18-Cupsieger 2024!) und des STV Luzern keine Nerven; er weiss ja auch nicht, das bisweilen fast 10’000 Zuschauende im Online-Stream zugeschaltet sind. Souverän verwandelte der Captain beide Würfe und bringt sein Team mit 78:75 in Führung. Wenig später ist es soweit: Die Schweiz sicherte sich den Sieg und holt Bronze. Und noch bedeutender: Zum ersten Mal in der Geschichte steigt eine Schweizer Nationalmannschaft in die Division A und damit in die europäische Spitzengruppe auf.

Eine unfreiwillige Dusche für den Trainer

Nach der Schlusssirene brechen beim Schweizer Team alle Dämme. Die Spieler liegen sich in den Armen, die mitgereisten Eltern auf der Tribüne jubeln – und auch der sonst zurückhaltende Trainer Mitar Trivunovic lässt seiner Freude nach dem Handshake mit dem gegnerischen Coach freien Lauf. Dass der Mann an der Seitenlinie, der unter dem Jahr das NLA-Team von Union Neuchâtel trainiert, massgeblichen Anteil am Erfolg hat, wissen auch seine Spieler. Sie bedanken sich auf ihre Weise: jugendgerecht mit einer kalten Wasserdusche.

Ein paar Tage später spricht Dario Cokara am Telefon über die Überraschung von Skopje. «Vor dem Entscheidungsspiel hatte ich richtig müde Beine», erzählt er. Sechs Spiele innert neun Tagen hinterlassen auch bei einem jungen Spieler wie ihm nicht Spuren. «Als es dann aber losging, war davon nichts mehr zu spüren.» Das zeigt auch der Blick aufs Matchblatt: Mit 21 Punkten war Cokara im Bronze-Spiel nicht nur Topscorer, der 15-Jährige verbuchte auch die meisten Rebounds (8), Assists (6) und Ballgewinne (4). «Es lief ziemlich gut», meint das Talent dazu. Man könnte auch sagen, dass Dario Cokara entscheidend dazu beitrug, dass die U16-Nationalmannschaft im nächsten Sommer gegen Basketballgrössen wie Frankreich, Spanien, Serbien oder Deutschland antreten darf. Dario selbst wird altersbedingt nicht mehr dabei sein; er wird dann voraussichtlich für die U18-Nati und – wenn nach Plan läuft – für die U19 an der WM im eigenen Land antreten.

Badi, Glacé und Kollegen

Nun aber freut sich Dario Cokara über die erste basketballfreie Zeit des Jahres. Diese und nächste Woche verbringt er einige Ferientage bei seiner Familie in Hochdorf. «Ich freue mich drauf, Zeit mit meiner Kollegen zu verbringen, die ich lange nicht mehr gesehen habe.» Einfach mal faul in der Badi Baldegg herumliegen, Glacé schlecken und auch sonst essen, worauf er gerade Lust hat – das gönnt sich Dario Cokara nun, um seinen Akku wieder aufzuladen. Ende August reist wieder zurück nach Lausanne, wo er im «Centre National du Basketball Suisse» die Schule besuchen und mit der gleichnamigen NLB-Mannschaft trainieren und spielen wird. Auf dem Weg in die Romandie wird er wertvolle Erfahrungen und Erinnerungen im Gepäck haben.