Trotz der 18. Niederlage im 20. Meisterschaftsspiel beweist Swiss Central gegen Boncourt Moral und Charakter.
Ricky Price konnte einem leidtun. Zwar wurde der Amerikaner nach der 92:106-Niederlage seines Teams gegen Boncourt zum besten Spieler des Heimteams gekürt – so richtig freuen mochte sich der der 26-jährige Spielmacher jedoch nicht über die MVP-Ehre. «Statt einer individuellen Auszeichnung, hätte ich viel lieber gemeinsam mit meinen Teamkollegen einen Sieg gefeiert», so Price. Doch daraus wurde nichts.
«Hätte lieber mit meinen Teamkolelgen gefiert» – MVP Ricky Price.
Dabei sah es zu Beginn des Spiels eigentlich noch sehr gut aus für Swiss Central. Das Heimteam, das seit dem kurzfristigen Abgang von Joel Wright nur noch mit drei Ausländern spielt, startete gut in die Partie und führte schon nach 8 Minuten mit 20:13. Und das eben vor allem auch dank Ricky Price. Insbesondere in der ersten Hälfte war der Spielmacher vom gegnerischen Team nicht zu stoppen. Allein in den ersten 20 Minuten erzielte er 23 Punkte, bei 9 von 12 Treffern aus dem Feld. Obwohl Price punktemässig der unbestrittene Leader war, wusste in der ersten Halbzeit auch der Rest des Teams zu überzeugen. Ebenfalls in die Karten des Heimteams spielte, dass beim Gegner bis zu diesem Zeitpunkt der Partie überhaupt nichts zusammenpasste.
Angeschlagener Boncourt-Topscorer mit Leistungsexplosion
Nach der Pause kam dann aber – wie so oft in dieser Saison – die Wende. Dass sich die Trefferquote von Price und Co. irgendwann verschlechtern würde, musste erwartet werden. Dass Boncourt einen Gang höher schalten würde, ebenfalls. Und dies taten die Jurassier dann auch – allen voran Xavier Ford. Der Boncourt-Topscorer wurde von SCB-Coach Danijel Eric schon vor der Partie als «grösstes Problem» definiert. Umso erstaunlicher war es, dass der 2.01 Meter grosse Flügel in der ersten Halbzeit noch kaum in Erscheinung trat und nur gerade zwei Körbe erzielte. Nach der Pause traf Ford jedoch auf einmal aus allen Lagen und erhöhte sein Punktekonto innert kürzester Zeit auf 25. Und das, obwohl der Amerikaner gesundheitlich angeschlagen war. Während eines Time-Outs im dritten Viertel musste sich Ford gar übergeben.
15:34 im dritten Viertel
Hätte Fords Leistungsexplosion alleine möglicherweise noch verkraftet werden können, zeigte in der zweiten Hälfte auch die übrigen Boncourt-Spieler eine Steigerung. Der Zürcher Eric Fongué zum Beispiel erzielte 23 Punkte. Ein Wert, den in Schweizer Basketballmeisterschaft nur wenige einheimische Spieler erreichen. Und so geschah, was geschehen musste: Fünf Minuten vor Ende des dritten Viertels geriet Swiss Central erstmals in Rückstand (63:64). Nach Ablauf des dritten Viertels stand es 70:81, sechs Minuten später bereits 79:99. Spätestens dann war die 18. SCB-Niederlage im 20. Saisonspiel beschlossene Sache. Erfreulich ist, dass Swiss Central bis trotz allem nicht aufgab – und zweieinhalb Minuten vor Schluss sogar nochmals bis auf 11 Punkte herankam. Der Schlussspurt war der Beleg dafür, dass Swiss Central trotz sportlich schwieriger Zeiten noch über Moral und Charakter verfügt. Auch Ricky Price erweckte eine halbe Stunde nach Spielschluss nicht den Eindruck, «aufgegeben» zu haben. Im Gegenteil: «Ich glaube, dass wir in der dritten Meisterschaftsrunde eine gute Chance haben, noch einige Spiele zu gewinnen.» Wenn der US-Spielmacher dabei so auftritt wie am Samstag gegen Boncourt, scheint die Zuversicht durchaus berechtigt.
NLA, 20. Runde, Samstag, Maihof. – Zuschauer: 400
Swiss Central – BC Boncourt 92:106 (55:47)
SCB: Nana 21, Mirza Ganic 2, Früh, Leucio 3, Price 39, Zoccoletti 7, Jusovic 4, Plüss 4, Samenas 12, Mitrovic. Coach: Eric, Cokara. – abwesend: Obim, Mirnes Ganic (beide verletzt).