Swiss Central verliert ein dramatisches Finale gegen Küsnacht-Erlenbach in den Schlusssekunden.
Freud und Leid liegen im Basketball manchmal sehr nah beieinander. Nachdem Swiss Central gegen die Goldcoast Wallabies (BC Küsnacht-Erlenbach) fast das ganze Spiel über im Hintertreffen lag, warf der langjährige Captain Michael Plüss sein Team fünfeinhalb Minuten vor Schluss mit einem Dreipunktewurf erstmals in Führung (47:45). Zwei Minuten später setzte der Linkshänder erneut zum Dreier an – und traf prompt zum 54:48. Die Wallabies reagierten mit einem Time-Out – und Michi Plüss und seine Kollegen freuten sich über die höchste SCB-Führung des Spiels. Die Euphorie hielt jedoch nicht lange.
Captain Plüss wird zum tragischen Helden
In den letzten drei Minuten funktionierte bei Swiss Central gar nichts mehr. Innert kürzester Zeit produzierten die Zentralschweizer fünf Ballverluste. Für den bittersten davon zeigte sich 37 Sekunden vor der Sirene ausgerechnet Captain Plüss verantwortlich. Beim Stand von 56:57 dribbelte der Walchwiler den Ball über die Mittellinie, um einen Angriff zu lancieren. Doch soweit kam es nicht: Wallabies-Topscorer Bojan Sekicki setzte Plüss derart stark unter Druck, dass sich Plüss prompt verdribbelte und der Ball im Aus landete. Da kurz vor Schluss ein letzter Wurfversuch von SCB-Spielmacher Jermale Jones sein Ziel verfehlte, endete der Traum vom Meistertitel für Swiss Central am Sonntag kurz vor 18 Uhr. Während sich die Zürcher von den mitgereisten Fans feiern liessen, verliessen die SCB-Spieler das Spielfeld mit gesenkten Köpfen. Michael Plüss, der seit über zehn Jahren für SCB auf Korbjagd geht und mit dem Verein schon so manche Hochs und Tiefs miterlebte, schien die Niederlage besonders zu schmerzen. Noch Minuten nach dem Spiel sass der 31-jährige auf der Spielerbank, wo er sich von seiner Partnerin trösten liess. «Diese Niederlage ist für uns alle enttäuschend», sagte SCB-Coach Orlando Bär kurz nach dem Spiel. «Für Michi tut sie mir aber ganz besonders leid.» Plüss selbst sprach nach dem Spiel von einer «emotionalen Achterbahnfahrt».
Zu viel vorgenommen?
Letztlich entschied nur ein einzelner Korb zwischen Sieg und Niederlage. Und doch waren die Goldcoast Wallabies am Sonntag über alles gesehen wohl die etwas cleverere Mannschaft. Das zeigte sich insbesondere in der ersten Halbzeit, welche die Gäste mit 37:25 für sich entschieden. Besonders stark: Bojan Sekicki. Der Serbe, der weder besonders gross ist noch athletisch wirkt, traf SCB mit seinen Distanzwürfen ein ums andere Mal ins Herz. Am Ende liess sich der routinierte Spielmacher 22 Punkte gutschreiben. SCB-Coach Orlando Bär sucht die Gründe für das Scheitern derweil nicht beim Gegner, sondern bei sich und seiner Mannschaft. «Wir hatten uns vor dem Spiel sehr viel vorgenommen, doch leider waren wir in den ersten 20 Minuten nicht in der Lage, unsere Pläne in die Tat umzusetzen.» Ganz anders im zweiten Abschnitt. «Unsere Jungs zeigten Herz und kämpften sich zurück. Darauf bin ich stolz», so Bär. Dass es am Ende trotzdem nicht reichte, sei auch am Tag danach noch bitter, so der junge SCB-Trainer. In den nächsten Tagen und Wochen werde die Enttäuschung jedoch der Freude über den gelungenen «Final Four»-Anlass in der Staffeln-Halle weichen. «Es war genial, endlich wieder vor einer Kulisse spielen zu dürfen.» Und: «Wir freuen uns sehr darauf, diese einzigartige Atmosphäre schon bald in der NLA zu erleben.» Dass Swiss Central in der kommenden Saison in der höchsten Liga auflaufen wird, stand denn auch schon vor dem Finalspiel am Sonntag fest. Orlando Bär verspricht: «Wir werden in der NLA mit demselben Feuer auftreten wie am Sonntag in der zweiten Halbzeit.»
NLB Finale, Staffeln. – Zuschauer: 400
Swiss Central – Goldcoast Wallabies 56:58 (25:37)
SCB: Birboutsakis, Rodriguez, Mitrovic 2, Nana 11, Jones 10, Domingos, Jusovic, Mirnes Ganic 5, Plüss 10, Obim, Leemans 11, Schärer 7. – Coach: Bär / Popovic. – abwesend: Mirza Ganic, C. Birboutsakis, Laziridis, Lussi (alle verletzt).