Swiss Central schlägt den BBC Monthey-Chablais nach einem spektakulären Buzzer-Beater mit 88:85.
Text: Daniel Schriber
Fotos: Maria Antich
Was fasziniert die Menschen am Sport? Die Action, die technischen Finessen, das Erleben von Freud und Leid, Siegen und Niederlagen? Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass es dem Sport immer wieder aufs Neue gelingt, Geschichten zu schreiben, über die noch lange nach dem eigentlichen Ereignis gesprochen wird. Eine solche Geschichte ereignete sich am Samstagabend in der Sporthalle Staffeln in Reussbühl, der Heimstätte von Swiss Central Basketball.
Entscheidungswurf aus grosser Distanz
0,8 Sekunden zeigte die Uhr auf der Anzeigetafel, als Tre’vion Lamar zum wohl grössten und spektakulärsten Wurf seiner (bisherigen) Karriere ansetzte. Beim Stand von 85:85 erhielt der 24-jährige Amerikaner nach einem weiten Zuspiel seines Kollegen Julian Roche die Chance, seinem Team den dritten Saisonsieg zu schenken. Lamar ging in die Knie, hob ab – und warf das orange Rund aus ungefähr acht oder vielleicht sogar neun Metern in Richtung Korb. Der Ball flog und flog, eher er nach einer gefühlten Ewigkeit ans Brett knallte, einmal um den Ring kullerte – und schliesslich im Netz landete. Wahrscheinlich dauerte es einen Augenblick, bis die Zuschauenden realisierten, was sie soeben erlebt hatten, doch nach dem spektakulären «Buzzer-Beater» gab es in der Staffeln kein Halten mehr. Euphorisierte Kinder kreischten und filmten, gestandene Männer und Frauen hüpften und juchzten, die mitgereisten Monthey-Anhängerinnen seufzten und fluchten, und die Spieler auf dem Feld lagen sich in den Armen (SCB) oder blickten fassungslos ins Leere (Monthey).
Der Captain erzielte 20 Punkte –
bei einer herausragenden Trefferquote
Auch wenn Swiss Central weiterhin am Tabellenende steht und die Playoffs nur noch mathematisch erreichbar sind, kann der Sieg gegen Monthey nicht hoch genug bewertet werden. Sportliche Enttäuschungen, finanzielle Herausforderungen und die erste Trainerentlassung in der Geschichte des Vereins hinterliessen zuletzt ihre Spuren. Umso wertvoller war deshalb der Exploit von Samstag – und das notabene gegen eine Playoff-Mannschaft, die auf die Dienste von vier amerikanischen Profis und weiteren Schweizer Top-Spielern zählen kann. Wir erinnern uns: Bei SCB sind es zwei Ausländer – beide Profi-Neulinge – und dazu zehn Schweizer, die allesamt einem Studium oder einer Arbeit nachgehen. Einer davon ist Stan Leemans, der Vollzeit als Key Account Manager beim internationalen Konzern Mars tätig ist. Der SCB-Captain steuerte am Samstag 20 Punkte zum Sieg bei – und das bei einer herausragenden Trefferquote von 77 Prozent (10/13). Nebst Leemans sorgten auch alle weitere eingesetzten Spieler für Akzente. Dylan Schommer zum Beispiel sicherte sich Sekunden vor Schluss den entscheidenden Offensivrebound, der letztlich zum Siegestreffer führte – und auch Center Julien Roche konnte seinen positiven Lauf der vergangenen Woche fortsetzen. Die Flügel Luc Schärer, Kele Obim und Marco Lehmann setzten zudem die gegnerischen Guards unter Dauerdruck, weshalb diese mit zunehmender Spieldauer immer mehr Fehler produzierten.
Keine Frage: Monthey war am Samstag der grosse Favorit. Und deshalb erstaunte es wohl auch niemanden, dass Monthey über weite Strecken des Spiels immer leicht die Nase vorn hatte. Swiss Central führte genau während 2 Minuten und 21 Sekunden – kurz zu Beginn der Partie und dann erst wieder ganz am Schluss. Aber genau das ist es doch, was eine gute Geschichte ausmacht: Der Anfang und das Ende müssen stimmen.
PS: Wie viele gute Geschichten, hat auch unsere einen Wermutstropfen: Joel Fuchs musste das Spielfeld nach siebeneinhalb Minuten verletzt verlassen. Der Routinier verstauchte sich den Knöchel und fällt bis auf Weiteres aus. Gute Besserung, Joel!
SBL, 24. Runde, Staffeln. Zuschauer: 250 – Swiss Central – BBC Monthey-Chablais 88:85 (39:46)
SCB: Lamar 20, Mitrovic, Karacsony, Schommer 14, Jusovic, Domingos, Obim 9, Leemans 20, Fuchs, Lehmann 11, Schärer 4, Roche 10. – Coach: Krivokapic / Tomic. – Bemerkung: SCB-Flügel Joel Fuchs fällt nach 7 Minuten verletzt aus.