Basketball-Förderer und SCB-Gründungsmitglied Zoran Popovic erhält den Sportpreis der Stadt Luzern. Angefangen hat alles auf einem Heuboden in Montenegro.

Text: Daniel Schriber
Foto: Patrick Hürlimann, Luzerner Zeitung

Zoran Popovic ist ein Baum von einem Mann. 1,97 Meter gross, Pranken wie ein Bär. Doch auch «Pop» – so nennen ihn in der Halle alle – war mal jung und schmächtig. Und klein genug, um den Heuboden im Stall neben seinem Elternhaus in Montenegro als Basketballfeld zu nutzen. Den Korb, den er und seine Freunde dafür brauchten, bastelten sie mit Kupfer und Schnüren aus dem Werkstattschuppen seines Vaters – und mit Holz aus dem nahe liegenden Wald. «Ich wünschte, ich hätte noch ein Foto von der Konstruktion», sagt der 50-Jährige und lacht. 
Wir treffen Popovic im Restaurant Don Carlos in Reussbühl, fünf Minuten von seiner Wohnung und ebenso lange von der Sporthalle Staffeln entfernt. Es ist ein passender Ort, um bei einer Tasse Kräutertee mit dem Empfänger des Luzerner Sportpreises 2023 über seine Geschichte zu sprechen. 

Als er in die Höhe schoss, folgte das Aufgebot

Obwohl sich die Sportart in seiner Heimat schon immer grosser Popularität erfreute, fand der junge Zoran relativ spät zum Basketball. Popovic erinnert sich noch gut an seine ersten Trainings beim KK Sutjeska Nick­sic, dem Verein seiner Heimatstadt. «Der Klub hatte einen derart starken Zulauf, dass ich es nur über Vitamin B in ein Probetraining schaffte.» Die Coaches erkannten das Potenzial des damals 14-Jährigen jedoch schnell. Und als der Knabe etwas später zentimetermässig in die Höhe schoss und mit den Junioren Landesmeister wurde, erhielt er prompt ein Aufgebot für die erste Mannschaft. 
In der Folge startete Popovic eine beachtliche Profikarriere, die ihn zu verschiedenen Klubs in Montenegro, Bosnien und Serbien führte. Als Spieler traf er auf legendäre Balkan-Vereine wie Partizan oder Roter Stern Belgrad. Neben seiner Basketballkarriere absolvierte er im serbischen Novi Sad ein Sportstudium, das er 1998 erfolgreich abschloss.

Bewerbungsvideo landet über Umwege in Luzern 

Mit 26 traf Popovic einen Entscheid, der sein Leben und jenes seiner Nachkommen für immer verändern würde. Weil die Perspektiven in Montenegro wenige Jahre nach dem Balkankrieg schlecht waren, träumte er wie viele seiner Teamkollegen von einer Karriere in Westeuropa. Popovic organisierte eine Videokassette von einem seiner Spiele und übergab diese seiner späteren Ehefrau Lidija, die plante, ihre Schwester in der Schweiz zu besuchen. Das VHS-Tape landete zunächst in Lugano, dann in Fribourg – und letztlich in den Händen von Klaus Theiler und Milenko Tomic. Theiler war damals Präsident der Reuss Rebels, der 2017 verstorbene ­Tomic war der Coach. Und den beiden gefiel, was sie sahen. 
So kam es, dass Popovic am 23. August 2000 in Luzern ankam und fortan für die Reuss Rebels in der NLA auflief. Er erinnert sich: «Es war eine schwierige Saison. Wir verloren die meisten Spiele und stiegen ab.» Für ihn selbst lief es jedoch gut. «Pop» etablierte sich als Wurfspezialist und machte sich rasch einen Namen. Aufmerksamkeit generierte er nicht nur mit seinen Würfen, sondern auch mit seinem Erscheinungsbild: Während die meisten Basketballer zu Beginn der Nullerjahre ihre Hosen in Anlehnung an die Hip-Hop-Kultur bis weit unter die Knie trugen, bildete der Montenegriner mit seinen kurzen, nach oben gezogenen Shorts eine Ausnahmeerscheinung. 
Popovic fühlte sich auch ausserhalb der Halle wohl. «Ich nutzte jede freie Minute, um Vokabeln zu lernen.» Schon bald war für ihn klar: «Hier möchte ich bleiben.» In der Folge spielte er noch einige Jahre für Reussbühl; zunächst auf NLB-Niveau, später in regionalen Ligen. Nachdem er mit 33 seine Spielerkarriere beendet hatte, begann er zu coachen. Und als ihm Noldi Huber, der ehemalige Rektor der Krienser Schulen und spätere Präsident von Swiss Central, eine Teilzeitstelle als Sportlehrer anbot, packte er auch diese Chance. Seither sind zwei Jahrzehnte vergangen – und Popovic ist immer noch Lehrer in Kriens. Auch der Basketballsport ist geblieben, natürlich. In den vergangenen Jahren holte Popovic als Nachwuchstrainer zahlreiche Titel. Zudem war er während fünf Jahren als Trainer der U16-Nationalmannschaft tätig; in dieser Zeit feilte er unter anderem auch mit NBA-Star Clint Capela (Atlanta Hawks) an dessen Wurftechnik. Darüber hinaus engagierte er sich immer auch ausserhalb der Halle für seine Schützlinge. «Der Preisträger leistet mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Integration, Prävention und Persönlichkeitsentwicklung», schreibt die Stadt Luzern in ihrer Mitteilung.

Die Familie Popovic; von links: Lidija, Lara, Luka, Emilia und Zoran. (Foto: Patrick Hürlimann, Luzerner Zeitung)

Auch die Kinder haben Talent 

Dass er nun für sein langjähriges Engagement ausgezeichnet wurde, ehre und berühre ihn, sagt Popovic, der mittlerweile den Schweizer Pass besitzt. «Zugleich ist es auch eine Auszeichnung für all jene Zentralschweizerinnen und Zentralschweizer, die seit Jahren beharrlich für die Entwicklung unserer Sportart arbeiten.» Popovic legt Wert darauf zu betonen, dass er es ohne die Unterstützung von Leuten wie Klaus Theiler oder Noldi Huber nicht so weit gebracht hätte. «Es ist für mich ein grosses Glück, hier leben und arbeiten zu dürfen.» In den vergangenen 23 Jahren sei Luzern für ihr zur schönsten Stadt der Welt geworden. Nicht nur für ihn selbst: Zusammen mit seiner Frau Lidija hat er drei Kinder. Mittlerweile gehen auch Lara, 17, Emilia, 15, und Luka, 10, auf Korbjagd. Kein Wunder: Alle drei verbrachten schon im Krabbelalter Stunden und Tage in der Halle. Auch wenn er seine Kinder nie gepusht habe, freut es ihn, dass alle beim Basketball gelandet sind. Das Talent ihres Vaters haben sie offensichtlich: Sowohl Lara als auch Emilia erhielten bereits Aufgebote für Jugendnationalteams. Und auch für Luka stehen die Vorzeichen gut – schliesslich hat er in seiner U14-Mannschaft einen guten Coach: seinen Vater.
Am Ziel ist Zoran Popovic indes noch lange nicht. «Swiss Central ist in der Zentralschweizer Sportszene mittlerweile ein Begriff», sagt er nicht ohne Stolz. «Künftig wollen wir unseren Verein noch stärker verankern und weiterbringen. Unser Ziel ist es, SCB schweizweit als breit abgestützte, finanziell stabile und sportlich erfolgreiche Marke zu etablieren.» Für diese Vision wird sich «Pop» auch künftig einsetzen. «Das Wichtigste ist, nie aufzugeben.» Notfalls würde er wohl auch heute noch seinen eigenen Basketballkorb basteln.

Hinweis
Zoran Popovic wird am Samstag im Rahmen des Heimspiels von Swiss Central gegen das Nationale Ausbildungszentrum des Schweizer Verbandes von seinem Verein geehrt. Mit dabei sind zahlreiche Weggefährten – darunter der Schweizer NBA-Pionier Thabo Sefolosha.