Am Sonntag startet Swiss Central auswärts in Morges in die NLB-Playoffs. SCB-Captain Stan Leemans übernimmt – wie so oft – eine Schlüsselrolle. 

Bericht: Daniel Schriber
Bilder: Christof Möri 

Jetzt ist das Kribbeln wieder da. Stan Leemans spielt seit bald 20 Jahren Basketball. Er war in der Schweiz und in Belgien aktiv, feierte Meistertitel und Cupsiege. Er warf schon Körbe, als er noch ein kleiner Knirps war. Heute, knapp 20 Jahre später, überragt er mit seinen 2.05 Metern alle um ihn herum. Die Liebe zum Spiel aber, sie ist geblieben. «Auch wenn ich sie manchmal als Hass-Liebe bezeichnen würde», sagt Leemans und lacht beim Treffen in der Luzerner Neustadt. Es ist ja auch verständlich. Seit Jahren spielt Leemans auf höchstem Schweizer Niveau. Zwischen August und Mai steht er fast täglich in der Halle, hinzu kommen jedes Wochenende Spiele im ganzen Land. Als Entschädigung gibt’s ein paar Franken Spesengeld und den Applaus des treuen Publikums. Wie die meisten Schweizer Spitzenspieler arbeitet Leemans Vollzeit; in seinem Fall als Key Account Manager in einem internationalen Konzern. Und natürlich: Auch die Beziehung will gepflegt sein, Freundinnen, Freunde und Familie getroffen, der Haushalt erledigt werden. Ferien in den Oster- oder Herbstferien? Kennt Leemans nicht. «Bisweilen kann es etwas viel werden», gibt er zu.

Die schönste Zeit des Jahres
Aber eben, jetzt ist nicht die Zeit zum Jammern – das macht Stan Leemans sowieso nie. Basketballerisch kommt jetzt die schönste Zeit des Jahres. «It’s Playoff Time», rufen die Amerikaner. «Für diese Momente stehen wir Tag für Tag in der Halle», beschreibt es Leemans. Swiss Central beendete die Qualifikation mit 16 Siegen und 10 Niederlagen auf Rang sechs. Gegner Morges-Saint-Prex erreichte den dritten Platz und hat somit Heimvorteil. «Das Team ist so etwas wie unser Angstgegner», sagt Leemans. In dieser Saison gelang SCB noch kein Sieg gegen die Waadtländer. Für Leemans ist das jedoch kein Grund zur Sorge, sondern Ansporn und Motivationsgrund. «Ich bin an einem Punkt meiner Karriere, in dem es vor allem darum geht, zu spielen. Und am liebsten spiele ich wenn es um etwas geht.» Am Sonntagnachmittag ist es wieder soweit: Dann trifft Swiss Central im ersten Spiel der Playoff-Viertelfinalserie (best of three) auswärts auf die Red Devils.

Adrenalin ja, Nervosität nein
War er früher vor wichtigen Spielen häufig nervös, versucht Leemans heute, voll und ganz in den Moment einzutauchen. Das Adrenalin und eine gewisse Anpassung sind noch da, natürlich. «Das brauchst du, wenn du deine Top-Leistung abrufen willst.» Die Nervosität aber ist spätestens dann weg, wenn der Schiedsrichter den Ball zum Sprungball in die Luft wirft. «Unser Ziel muss es sein, am Sonntag den ersten Sieg zu holen und die Serie eine Woche später zuhause zu beenden», sagt Leemans. Klingt mutig, macht aber Sinn. Denn: Sollte ein drittes Entscheidungsspiel nötig werden, würde dieses unter der Woche in der Romandie stattfinden. Der SCB-Routinier weiss, dass das keine guten Voraussetzungen wären für ein Entscheidungsspiel.
Playoff-Siege hin oder her: Dass Stan Leemans vor drei Jahren in die Zentralschweiz zurückkehrte, ist für Swiss Central ein riesiger Gewinn. Mit seiner internationalen Erfahrung bringt er seinem Team viel mehr als «nur» starke 19 Punkte und 9 Rebounds pro Partie. Leemans hat Charisma; er ist ein Kämpfer, ein Leader, ein Ruhepol auch. Kommt hinzu, dass er sich nebenbei im Sponsoringbereich für seinen Verein engagiert und diesbezüglich schon beachtliche Erfolge verzeichnen konnte. Ein grosses Tamtam daraus macht er nicht. Stan Leemans führt nicht primär mit Worten, sondern mit seinen Taten. Und davon, da sind sich bei SCB alle einig, könnten sich vor allem seine jungen Mitspieler noch einige Scheiben abschneiden. Auch Leemans macht kein Geheimnis daraus, dass er sich noch etwas mehr Unterstützung erhoffen würde. Zusammen mit US-Spielmacher Jermale Jones zeichnet sich Leemans für mehr als die Hälfte aller SCB-Punkte verantwortlich. «Mir wäre es lieber, wenn sich die Punkte gleichmässiger verteilen würden.»

Der SCB-Captain ist gespannt, «welches Gesicht» sein Team in der entscheidenden Saisonphase zeigen wird. Zugleich ist er sich bewusst, dass die Last auf seinen Schultern noch etwas schwerer wiegen dürfte als sonst schon. Umso grösseren Wert legt er auf die entsprechende Vorbereitung. «In den Tagen vor einem Spiel achte ich auf eine besonders ausgewogene, nährreiche Ernährung», nennt Leemans ein Beispiel. Auch der Schlaf hat einen grossen Stellenwert, und Alkohol ist selbstverständlich ein No-Go. Ein besonderes Playoffritual pflege er indes nicht, stattdessen setzt er auch in der entscheidenden Saisonphase auf bewährte Routinen. Das Kribbeln aber, das dürfte nun auch bei Stan Leemans wieder etwas stärker sein.

Die U18 von Swiss Central steht im Cupfinal 
Während die NLB-Mannschaft von Swiss Central am Wochenende in die Playoffs startet, steht für den Zentralschweizer U18-Nachwuchs am Sonntag ein grosses Finale auf dem Programm: Im Rahmen des Cupfinal-Wochenendes trifft Swiss Central am Sonntag um 11 Uhr in Fribourg auf Vevey Riviera. Für die U18 von Swiss Central ist es der zweite Cupfinal in Folge; vergangenes Jahr unterlagen die Zentralschweizer im Finale gegen Morges-Saint-Prex – und damit ausgerechnet gegen den aktuellen Playoff-Gegner der 1. Mannschaft.