Der erfahrene US-Spielmacher Jermale Jones kämpft am Samstag mit Swiss Central um den Einzug in die nächste Playoffrunde.

Bericht: Daniel Schriber
Fotos: Mike Epprecht, Christof Möri

Was haben die Philippinen, Thailand, Irak, Rumänien, Luxemburg, Deutschland und die Schweiz gemeinsam? Alle diese Länder wurden in den vergangenen Jahren zur vorübergehenden Heimat von Jermale Jones. Schon seit 13 Jahren tingelt Jones, der in Alabama im tiefen Süden der USA aufgewachsen ist, um die Welt. «Mit jedem Ort verbinde ich besondere Erinnerungen und Gefühle», sagt der Amerikaner beim Interview in einem griechischen Restaurant in der Kleinstadt. Was ihm an Luzern besonders gefalle? «Die Natur und speziell das Wasser.» Er liebe es, an spiel- und trainingsfreien Nachmittagen am Seeufer oder entlang der Reuss zu spazieren. «Am Wasser finde ich meine innere Ruhe.»

Unruhig wirkt Jones in der Tat nicht. Man spürt: Dieser «Basketballnomade» hat seinen Rucksack in den vergangenen Jahren mit vielen Erfahrungen gefüllt. «Die meisten davon waren positiv, aber es gab auch schwierige Momente.» Dann zum Beispiel, als er in Rumänien von seinem Klub einfach keinen Lohn erhielt und nichts dagegen tun konnte. In anderen Ländern wiederum stünden die Profis stets unter grossem Druck. «Wenn du in der philippinischen Liga zwei, drei Spiele nacheinander verlierst, ist es möglich, dass man als US-Profi kurzerhand rausgeschmissen wird.» In Luzern jedoch fühlt sich Jermale Jones pudelwohl. Das liegt erstens daran, dass er vor drei Jahren – in der «Corona-Saison» – schon einmal für Swiss Central aktiv war und die Umgebung somit bereits kannte. «Zuhause» fühlt sich Jones hier aber auch, sie bei SCB zu ihrem einzigen US-Profi Sorge tragen. «Es fühlt sich an wie eine grosse Familie», sagt Jones, der in einem Hotel in der Neustadt lebt. Der 1.85 Meter grosse Spielmacher bedankt sich auf seine Weise: mit starken Leistungen in der Halle.

«Spielintelligenz kommt mit den Jahren»
Auch wenn Jermale Jones mit seinen 37 Jahren zu den ältesten Profis der NLB gehört, erfüllte er die in ihn gesteckten Erwartungen zuverlässig. Mit 21,2 Punkten pro Spiel war er in der Qualifikationsphase bester Scorer seines Teams – und der sechsbeste Punktesammler der Liga. Mindestens so wertvoll wie als Korbjäger ist Jones aber auch als Leaderfigur: «Ich versuche meinen mehrheitlich jüngeren Mitspielern etwas von meiner Erfahrung mitzugeben», sagt Jones. Dabei lege er grossen Wert auf die Details. In welchem Winkel soll ein Pass gespielt werden, damit er beim Mitspieler ankommt? Wann ist ein Wurf angebracht, wann ist der Pass oder der Zug zum Korb die bessere Option? «Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, braucht es Spielintelligenz – und diese kommt mit den Jahren.»

Darüber hinaus versucht Jones, auch abseits des Spielfelds ein Vorbild zu sein. Wer schon mal beobachtet hat, wie er bei seinen seltenen Verschnaufpausen seine Mitspieler von der Bank aus anfeuert, weiss, dass dies nicht nur leere Worte sind. Die Nummer 7 lebt, spürt und liebt Basketball. «Und genau diese Liebe treibt mich auch nach all den Jahren noch an.» Denn natürlich: Mit 37 sollte jeder Spitzensportler beginnen, sich mit dem Karriereende zu befassen. «Zwei Jahre habe ich sicher noch im Tank, danach schauen wir weiter», sagt Jones. Was klar ist: Wenn möglich, möchte er mit dem Basketballsport verbunden bleiben – zum Beispiel als Coach. Ob er dies in Alabama, in Thailand oder in Luzern tun wird, lässt er offen. «Ganz egal wo auf der Welt: Ich finde es toll, wenn ich Jüngeren etwas von meinem Wissen weitergeben kann.»
Morgen Samstag will Jermale Jones seinen jungen Kollegen vor allem eines zeigen: wie man in wichtigen Spielen auftritt. Um 17.30 Uhr begrüsst Swiss Central in Reussbühl die Morges-Saint-Prex Red Devils zum zweiten Playoff-Viertelfinal-Spiel. Gewinnen die Zentralschweizer, stehen sie im Halbfinal. Verlieren sie, müssen sie am kommenden Mittwoch zum Entscheidungsspiel nach Morges. «Das wollen und werden wir verhindern», kündigt Jermale Jones an. Nach 13 Jahren als Profi-Basketballer weiss er genau, wann der richtige Zeitpunkt ist, mit vollem Selbstbewusstsein aufzutreten. 

Hinweis:
NLB Playoffs, ¼-Final, 2. Spiel (best of 3): Swiss Central – Morges Sain Prex (Samstag, 17.30 Uhr, Staffeln)